Wenn man sich als kleiner Junge schon für Modellbau, Klemmbausteine und Elektronik begeisterte, ist es nur konsequent, aus den Hobbys der Kindheit Hobbys des Erwachsenen - und einen Beruf - zu machen. Alexander Ehle aus Stuttgart versteht sich heute meisterlich im Beleuchten von Modellen aus Klemmbausteinen. Und das ist alles andere als nur eine Spielerei! Das ist moderne, filigrane Elektronik als Herzstück von knallbunten Funktionsmodellen aus den kleinen, zeitlosen Kunststoffsteinen. Für seine Arbeit benötigt er neben ruhigen Händen und Erfindergeist diverse kleine und mittelgroße Pinzetten und Zangen. Wir haben ihm in seiner Werkstatt über die Schulter geschaut.
Ehles Großvater war Radio- und Fernsehtechniker bei den US-Truppen in Stuttgart – und der kleine Alexander zeigte sich schon damals in Opas Werkstatt so begeistert von den modernen HiFi-Anlagen und ihrem Innenleben, dass er nach einer mechanischen Grundausbildung in der Mess- und Regelungstechnik landete. Heute unterstützt er Kunden bei der Erstellung von webbasierten, workflowunterstützenden Plattformen auf der Basis der Portal-Software Intrexx. Und parallel dazu besinnt er sich auf seine Wurzeln. 2013 holte er seine alten Klemmbausteine aus dem Keller und begann ab 2016, die Modelle und Panoramen zu elektrifizieren. War damals das Spektrum der Möglichkeiten noch relativ „griffig“, gibt es heute alles miniaturisiert in Form von SMD (Surface Mount Devices). Diese kompakte Bauform ermöglicht es, LEDs und Elektronik in die kleinen Modellstrukturen einzubauen.
Perfekt geplant und umgesetzt
Die Vorgehensweise ist immer ähnlich: Ehle findet ein Klemmbaustein Modell, was er beleuchten möchte oder er sucht sich gezielt Modelle aus, die eine gewisse Affinität zur Beleuchtung haben. Welche Effekte wie Blinken oder Flackern sollen zum Einsatz kommen? Welche Einbausituation liegt vor, also welche LEDs sollen verwendet werden und wo baut man sie ein? Eine der größten Herausforderungen: Wie lässt sich eine möglichst unsichtbare Kabelführung realisieren? Ist das alles durchdacht, stellt Ehle die Leuchtmittel her, lötet LEDs, Kabel und Buchsen zusammen und plant die Stromversorgung sowie eine Steuerelektronik für eventuelle Effekte. Ist alles funktionsfähig, beginnt der Einbau!
In seinem Haus gibt es ein eigenes, gut ausgestattetes Arbeitszimmer für die filigranen Tätigkeiten. Alle zusätzlichen Bauteile lagern in einem Raum im Keller. Da es sich bei allen Arbeiten um kleine, präzise Kunstwerke handelt, die auf Messen und Ausstellungen sowie im Netz auch als Visitenkarte funktionieren, greift der „Macher“ ausschließlich auf qualitativ hochwertiges Werkzeug zurück. Zangen und Pinzetten sind neben der Lötstation die wichtigsten Arbeitsgeräte. Dabei geht es Ehle nicht nur um Präzision, sondern auch um Langlebigkeit. Werkzeuge von KNIPEX Werk gehören bei ihm zum Standardprogramm – einige davon hat er sich bereits vor 30 Jahren in der Ausbildungszeit zugelegt. Präzisions-Seitenschneider sind insbesondere bei kleinen Kabeln unabdingbar. Beim Löten von SMD verwendet er selbstschließende Pinzetten, die er als eine elementare Hilfe bei den Arbeiten bezeichnet.
Bauteile aus der ganzen Welt
Mit ruhiger Hand demonstriert Alexander Ehle, wie er die Miniatur-Elektronik in die winzigen Modelle und Dioramen einbaut. Mit den Kreuzpinzetten hält er klitzekleine Bauteile und lässt das Lot vorsichtig verlaufen. Mit der Flachzange winkelt er Anschlüsse sauber ab und trennt mit dem Seitenschneider die dünnen Leitungen. Es riecht wie früher in der Radio- und Fernsehwerkstatt seines Opas.
Die Bauteile bezieht er von Modellbau-Fachgeschäften, Elektronik-Shops und direkt von den Herstellern. Vieles, was auf dem europäischen Markt nur schwer zu bekommen ist (wie zum Beispiel farbige Schrumpfschläuche in 0,8mm) und die meisten LEDs kommen aus China.
Erfahrungsaustausch und Inspiration
Die Ergebnisse beeindrucken. Was wir hier sehen hat nichts mehr mit Spielzeug für Kinder zu tun, das sind Modelle für Erwachsene. Eisenbahnen beleuchten die Gleise vor sich, in Wohnhäusern scheint echtes Leben zu sein, Flugzeuge heben nachts ab und Han Solo landet im Millennium Falcon. Wie von Geisterhand wird aus leblosen Plastiksteinen eine filmreife Szene!
Ehle bezeichnet sich selbst vorsichtig als „Nerd“, allerdings als sehr kommunikativen. Er teilt sein Wissen und seine Erfahrung in Bild und Text als Autor diverser Bücher und Schriften mit der Welt da draußen, er engagiert sich im „Schwabenstein 2x4 e.V“ (Deutschlands erstem gemeinnützigen Klemmbaustein Verein) und unterstützt andere Klemmbaustein Fans bei ihren Projekten. Wenn er unterwegs ist, hat er immer sein KNIPEX Werkzeugset und ein paar Bauteile dabei.
Optimistisch in die Zukunft
Die Zeit ist das einzige limitierende Element. Aktuell arbeitet Ehle an der englischsprachigen Ausgabe seines Buches und hofft, bald auch öffentlich seine Arbeiten wieder präsentieren zu können. Die leuchtenden Augen von Großen und Kleinen wieder sehen zu dürfen ist einer der Gründe, warum er die Hobbys seiner Kindheit noch immer pflegt und sie sich zum zweiten Beruf (das kommt ja von „Berufung“) gemacht hat.
Hier geht es zur Website von Alexander Ehle.