Das Print-Studio Letterjazz in Essen beherrscht Letterpress, also klassischen Buchdruck, in Perfektion. Allerdings druckt man hier keine Bücher, sondern höchst exklusive Karten, Einladungen und Illustrationen in wundervoller Ästhetik. Wir haben uns zwischen die ratternden Pressen gestellt und waren beeinDRUCKt - und KNIPEX-Zangen konnten wir auch entdecken.
Wie in einer Zeitkapsel
Sven Winterstein öffnet das Tor in eine andere Welt. „Irgendwann entstand bei uns ein gemeinsames Vorstellungsbild von dem perfekten Print-Studio, in dem alle coolen Druckverfahren unter einem Dach vereint sind“, erzählt er im Vorraum, in dem vielfältige Beispiele seiner Arbeit hängen. Ich will sehen, wie so etwas gemacht wird! Papiere verschiedener Stärken und Farben lagern in der hellen Halle an den Wänden und in Regalen. Große, manchmal riesige Druckerpressen arbeiten in einem mechanischen, gut geschmierten und perfekt gewarteten Rhythmus, der zum Mitschnippsen anregt.
Es riecht irgendwie nach Büchern, also nach Papier, Farbe und mechanischer Arbeit. In der Manufaktur der exklusiven Druckprodukte wendet das Team neben Letterpress noch weitere unkonventionelle Druckverfahren wie Siebdruck und Heißfolienprägung an, um außergewöhnliche Geschäftsdrucksachen von der Visitenkarte bis zur Luxusverpackung zu produzieren.
Analoge Vielfalt in der digitalen Welt
Der von Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert entwickelte Buchdruck war noch vor vier Jahrzehnten ein allgegenwärtiges Druckverfahren für alle Arten von Druckerzeugnissen. Heute nutzt man Letterpress als Technik für besonders hochwertige Drucksachen, allerdings ohne die historisch mit dem Buchdruck fest verbundene klassische Satzherstellung.
Bei Letterjazz werden aus digitalen Daten fotopolymere und gravierte Druckformen angefertigt, so dass modern digital umgesetzte Entwürfe mit wundervoll analogen 50er-Jahre-Buchdruckmaschinen gedruckt werden können. Im Vergleich zu heutiger Technik ist der Buchdruck erstaunlich vielseitig, denn man kann mit ihm auch Papier stanzen, hochprägen, nummerieren, perforieren und rillen.
Alles in Handarbeit
Hier weiß jede und jeder einzelne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was genau zu tun ist. Geschäftig wird Papier eingelegt, werden Farben kontrolliert und Mechanik gewartet. Da will man gar nicht so recht dazwischen gehen und Fragen stellen, wo so viel zu tun ist, fühlt man sich regelrecht als Störenfried. Aber die Belegschaft gibt gern Auskunft. Die neu entdeckten, alten Druckverfahren erleben derzeit eine Renaissance, ausgehend von den USA und jetzt auch in Europa mit ständig wachsender Aufmerksamkeit.
Es fühlt sich einfach gut an, eine Einladungskarte, ein Glückwunschschreiben oder sogar nur eine Visitenkarte in so einer hochwertigen Qualität in den Händen zu haben. Die Druckmaschinen prägen das feste Papier, so dass eine haptisch erfahrbare Oberfläche entsteht. Jedes so gedruckte Kärtchen macht schon einen ersten guten Eindruck, bevor man überhaupt gelesen hat, was draufsteht. Und dass alles tadellos zum Kunden geliefert wird, garantiert die Endkontrolle, wo jede einzelne Karte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf ihren einwandfreien Zustand geprüft wird. Erst dann werden die Pakete geschnürt und versendet.
Schöne alte Schachteln
Aber nicht nur Drucksachen, auch wunderschöne Schächtelchen und kleine Kartons kann die Manufaktur von Sven Winterstein herstellen. Bei diesem sogenannten „Packaging“ arbeitet Letterjazz unter anderem mit einem wuchtigen Blechklammer-Anpresser aus den 1950er-Jahren, um kleine Stülpdeckelschachteln herzustellen. Geschnittene Pappen werden in Form gebracht und an dieser Maschine mit Klammern an den Kanten zusammengehalten, die von einem meterlangen Band auf einer Rolle abgestanzt werden.
Da aufgrund der unterschiedlichen Farben bei Musterschachteln häufig der Bandmaterial-Typ an der Maschine gewechselt wird, müssen die Mitarbeiter hier regelmäßig schneiden und neu einlegen. Dazu muss das Band sauber und möglichst einfach getrennt werden. Die KNIPEX-Zange liegt deshalb immer in greifbarer Nähe. Letterjazz legt besonderen Wert auf die Langlebigkeit der überall in der Halle eingesetzten Handwerkzeuge, alles andere würde nicht zu dem Produktionsumfeld mit gepflegten, viele Jahrzehnte alten Maschinen passen.
Stetiges Wachstum
Seit Sven Winterstein sein Unternehmen im Jahr 2010 ins Leben rief, hat sich einiges getan. Die Druckkapazitäten sind gestiegen, es arbeiten mehr geschäftige Menschen hier in den Räumen und es sind viel mehr unterschiedliche Maschinen im Einsatz. Das hat allerdings keinen Einfluss auf die Grundhaltung des Unternehmens: Entscheidend für ein exzellentes Printprodukt ist nicht die Druckmaschine, sondern das Konzept und die Grafik-Arbeit.
Entsprechend viel Aufmerksamkeit erhalten daher auch die Macher, die Designer, Illustratoren und Typografen – also die Kunden. Letterjazz steht mit Rat, Tat und Antworten zur Seite und steuert dem Artwork dann noch Papier und handwerkliche Qualitätsproduktion bei. Dabei verlassen sie sich auf die bewährte Qualität der Maschinen und des Werkzeugs. Und das sieht man den Produkten auf den ersten Blick an!