Auch wenn auf jedem Schiff für Landeier wie uns automatisch ein wenig Seefahrerromantik aufkommt – die Einsätze des Forschungsschiffes „Alkor“ in Nord- und Ostsee sind meistens hart und fordernd. Gut, wenn man sich an Bord auf sein Werkzeug verlassen kann.

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„Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt sie ist schön“ singt es sich so unbedarft, meistens am Lagerfeuer, mit festem Boden unter den Füßen. Bei unserem Termin auf dem 55 Meter langen Forschungsschiff „Alkor“, das auf dem Westufer der Kieler Förde an der GEOMAR Pier liegt, wird schnell klar: Hier wird vor allem geforscht und gearbeitet. Das ist bestimmt auch mal lustig und schön, aber das hat mit vergnüglichen Fahrten durch ruhige Gewässer nichts zu tun.

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Normalerweise laufen während der Einsätze in Nord- und Ostsee, dem Skagerrak und dem Kattegat Wissenschaftler und Studenten in Ölzeug, Gummistiefeln und Helmen geschäftig über das Deck, nehmen Wasser- oder Bodenproben und gewinnen in den vier Laboren an Bord Erkenntnisse über die Meere und das Zusammenspiel der Naturgewalten. Die Meere vor „der Haustür“ dienen in vielen Disziplinen als Test- und Modellgebiet für Fragen zur Entwicklung des gesamten Weltmeers. Die ALKOR ist deshalb nicht nur für das GEOMAR / Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, sondern für die gesamte Forschungsgemeinde eine wichtige Plattform. Heute ist das Wasser der Kieler Förde allerdings so ruhig wie die Atmosphäre an Bord. Kapitän Jan-Peter Lass lädt zum Rundgang durch die Werkstätten, Labore und den Maschinenraum.

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Der erste Eindruck: Es riecht genauso, wie man es sich auf einem Schiff riechend vorstellt, quasi wie auf den Fähren in den Urlaub. Nach Stahl und Farbe und ein kleines Bisschen nach Diesel. Über mehrere Decks verteilt befinden sich verschiedene kleine Werkstätten, in denen das mitgeführte technische Gerät sowie alles am Schiff selbst instandgesetzt werden kann. Zwar hat die Alkor „nur“ einen Einsatzradius von 7.500 Seemeilen und kann somit maximal rund einen Monat non-stop auf See bleiben – aber wenn da draußen einmal etwas nicht mehr funktioniert, dann muss man sich selbst helfen. Dann zählt jeder Tag, jede Stunde.

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Entsprechend der Einsätze ist das Team an Bord dann auf alles vorbereitet. In der ersten kleinen Werkstatt mit rundem Bullauge auf’s Wasser („Meerblick“, das kostet bei einer Kreuzfahrt sehr viel Geld) springt uns gleich ein ganzes Dutzend KNIPEX-Zangen aller Größen und Formen ins Auge, die säuberlich an der Wand aufgereiht hängen. Selbstverständlich gibt es hier auch noch anderes Qualitätswerkzeug, aber bei den Zangen scheint man keine Kompromisse zu machen.

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Tief unten im Rumpf der FS Alkor ist der Maschinenraum. Der dieselelektrische Antrieb hat eine Leistung von fast 1500 PS und bringt das Schiff auf 12 Knoten, was rund 22 Stundenkilometern entspricht. Auch hier gibt es nebenan eine kleine Werkstatt, und hier hängen NOCH mehr KNIPEX-Zangen. Unbewusst erwartet man hinter jeder Ecke „Johann“, den geisterhaften Maschinisten aus dem Film „Das Boot“. Zum Glück hat sich in der Antriebstechnik seit damals einiges getan. Aber, auch wenn hier keine grobmechanisch klappernden Ventile laut auf und zu gehen, es ist sicherlich gut zu wissen, dass die kleine Werkstatt gut ausgerüstet ist.

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Über das Heck des Schiffes, von dem aus Tauchboote wie die „Jago“ und ferngesteuerte Tauchroboter wie der „ROV POCA“ oder der „ROV KIEL 6000“ mit großen Kränen ins Wasser gelassen werden können, geht es vorbei an den Laboren, der Kombüse, der Messe und den Kabinen hoch auf die Brücke. Kapitän Lass erklärt auf Wunsch alle Geräte, die Karten auf den Tischen und an den Wänden und zeigt auch ein paar Erinnerungsstücke, die sich seit der Fertigstellung der Alkor im Jahr 1990 auf inzwischen über 500 Forschungsfahrten angesammelt haben.

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Der Blick über die sonnenbeschienene Kieler Förde ist großartig, und am liebsten würden alle hier gleich heute noch in See stechen. Aber dafür fehlt uns das Wissen und die Ausbildung. Das alles überlassen wir dem neuen Team aus Forschern und Wissenschaftlern, das demnächst wieder an Bord gehen wird, um Bakterien oder Algen zu analysieren, Quallen zu vermessen und die Wasserqualität oder den Meeresboden zu überprüfen. Was sicher ist – die Profis an Bord können sich auf ihr Werkzeug verlassen. Mast- und Schottbruch!

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